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Der geborgte Ball

+++Bad Frankenhäuser Faustballer feiern am Wochenende 80 Jahre Faustball mit 25. Knopfmacher-Pokalturnier+++

 

Schon die Chinesen und Römer liebten vor Jahrhunderten das Faustballspiel und mindestens seit 1926 hat diese schöne Sportart auch in Bad Frankenhausen ihre Freunde gefunden. Die VSG 70 Bad Frankenhausen begeht deshalb am Samstag mit dem 25. Knopfmacher-Pokalturnier auch das Jubiläum von 80 Jahren Faustball in der Kurstadt.

Ein erster Bildbeweis für die Bad Frankenhäuser Faustballbegeisterung existiert aus dem Jahr 1928. Damals stellten sich die Faustballer, die sich zu dieser Zeit aus der Turnerriege rekrutierten, zu einem gemeinsamen Bild auf. Noch heute sind die Faustballer im Turnverband organisiert. Zur Zeit der heute historischen und an das Museum übergebenen Aufnahme, waren meist sehr hoch angesehene Bürger im Faustball aktiv. Vom Buchverleger über den Lehrer bis hin zum Arzt war man beim Faustball aktiv. Gespielt wurde damals auf dem Jahn-Turnplatz.

In den 30er Jahren gab es auch Frauenmannschaften, die zu Gaumeisterschaften bis nach Dessau fuhren und Erfolge errangen. Leider gibt es kaum Überlieferungen aus dieser Zeit.

Bekannt ist aber, dass ein ordentlicher Faustballplatz das größte Problem war. Der Jahnsportplatz war nämlich nicht ligatauglich. Erst 1958 wurde auf dem Gelände der heutigen Anglerteiche mit dem Bau eines Faustballplatzes begonnen. In hunderten von freiwilligen Stunden schufen sich die Sportfreunde einen wunderbaren Sportplatz, der im Bezirk Erfurt einmalig war. Durch die grundhafte Drainage war dieser bei jedem Wetter bespielbar, man sagte er hatte Tennisplatz-Qualität. Nur wenn der Ball im Angelteich lag, hatten die Spieler ein Problem.

In dieser Zeit gab es auch innerdeutsche Wettkämpfe gegen den VfL Hannover (1957) und am 12. August 1961 die Rückspiele in Bad Frankenhausen mit zwei Mannschaften der Gastgeber, dem VfL Hannover und Motor Sömmerda.

Später kamen bekannte Leute wie W. Schadeberg, W. Bauer, H. Walter (Nachfolger von O. Jauch), W. John, G. Schweser,

D. Gundlach und H. Illing zu den Faustballern.

Die sportlichen Gegner kamen aus Arnstadt, Seebergen, Sömmerda, Weimar, und Mühlhausen. Auch in Sondershausen gab es zu der Zeit zwei Faustballmannschaften. Kameradschaftlichkeit und Gemeinschaftssinn wurden groß geschrieben. Es wurde zusammen gefeiert und gemeinsame Ausflüge führten nach Thale, Hannover, Halle oder Dresden.

1960/61 begann dann Paul Knolle mit dem Aufbau einer Jugendmannschaft, der Auftakt einer langen und trotz Höhen und Tiefen erfolgreichen Jugendarbeit.

1961 nahm diese Jugendmannschaft an ihrem ersten Turnier teil. Es waren zehn Mannschaften beteiligt und es gab neun deftige Klatschen. Aber nur ein Jahr darauf wurde diese Truppe schon dritter im Bezirk. Ende der 60er und in den 70ern gab es viele Bezirksmeistertitel und vordere Platzierungen. Die Achtung der Gegner vor Bad Frankenhausen wuchs. Schade nur, dass von den damals Jungen heute kaum noch jemand Faustball spielt.

Zwischen 1980 und 1985 nahmen die Kurstädter in den Altersklassen 40 und 50 mehrfach an DDR-Bestenermittlungen teil, erreichten vierte, dritte und zweite Plätze. Auch die Jüngeren starteten durch und nahmen zweimal an den Aufstiegsspielen zur DDR-Liga teil. Einige von damals sind H.-J. Zacher, K.-D. Mendler, R. Hensel, S. Walter, D. Kalf,

D. Jauch, A. Froschmann auch „Quaddel" Padberg, U. Lorke, U. Keil und andere spielen heute noch.

Trotz aller sportlichen Erfolge ging 1982/1983 kaum noch etwas. Auf dem „Nullpunkt" mussten sich die Frankenhäuser sorgar mal einen Spielball in Roßla borgen. Auf einer bis heute legendären Krisensitzung verriegelte der damalige VSG-Chef Rainer Bärenklau die Tür und öffnete sie erst wieder, als sich Klaus-Dieter Mendler bereit erklärte, die Sektionsleitung für ein Jahr zu übernehmen. Die Tür ging auf und Mendlers Jahr dauert bis auf den heutigen Tag an.

Neue Impulse bekamen die VSG-Faustballer durch Mendlers Urlaubsbekanntschaft mit Rangsdorfer Gleichgesinnten. Diese hatte er kurzerhand zum von ihm ins Leben gerufenen Knopfmacher-Pokalturnier eingeladen.

1989 wurden die Frankenhäuser bei den letzten AK 30 DDR-Meisterschaften in Senftenberg Dritte.

In den folgenden Jahren sorgten Arbeitslosigkeit, Umzüge in die alten Bundesländer und andere Interessen dafür, dass die VSG kaum noch spielfähige Mannschaften zusammen bekam. Doch die kurze Talfahrt konnte gestoppt werden.

Es entstand auch wieder eine Frauenmannschaft und nach harter Qualifikation gegen Seebergen, nahm man 1990 am Deutschen Turnfest in Dortmund und Bochum teil. 1993 gelang der Aufstieg in die Landesliga Feld und Halle. Auch 1994 in Hamburg und 1998 in München zum Deutschen Turnfest schlug man sich wacker und erzielte gute Platzierungen.

Leider halten berufliche Verpflichtungen viele Leistungsträger, dieser Spitzenzeit des Faustball in Bad Frankenhausen, heute vom Spielen ab.

Sportlich gesehen streckten die Thüringer nun ihre Fühler nach Niedersachsen, gen Osterrode, Vienenburg, Waake, Göttingen und Schwiegershausen, aus. Einmal im Jahr trifft man sich zum Knopfmacher-Pokal bei fairen Wettkämpfen.

1994/95 stieg die VSG in Thüringens höchste Spielklasse, die Verbandsliga auf. Dort konnte man sich zwei Jahre halten und zog sich dann mehr oder minder freiwillig zurück u.a. weil eigentliche Heimspiele in der Erfurter Thüringen-Halle ausgetragen werden mussten und es dort gegen das „vereinte Südthüringen" ging.

1997 wurde die VSG, vor heimischen Publikum, Landesmeister in der AK 30. Auch im Nachwuchs wurden in dieser Zeit Landestitel und Medaillen gesammelt. Die Jungs startete allein sieben Mal für Thüringen bei den Süddeutschen Meisterschaften. Einmal standen sie dort eigentlich schon im Halbfinale, als heftig am Turniermodus „gedreht" wurde. Die gesamte männliche AK 18 spielte in der Landesauswahl, auch ein Mädchen, Susann Reich, schaffte diesen Sprung.

Auch als Gastgeber genießen die Frankenhäuser einen guten Ruf, richteten 14 Landesmeisterschaften und den Ländervergleich zwischen Hessen und Thüringen aus.

Nach der Jahrtausendwende wirken sich wieder die hohe Arbeitslosigkeit in der Region und der damit verbundene Umzug, vor allem junger Leute, wieder negativ auf den Verein aus. Die Spielerdecke ist dünn.

Heute spielt die VSG mit zwei Männerteams in der Landes und Bezirksliga und die Frauen in der Verbandsliga Thüringen. Die jungen Damen, zuletzt Zweite und Dritte bei den Landesmeisterschaften auf dem Feld und in der Halle, tragen zurzeit mit ihren Erfolgen, am meisten zur Ehre ihres Vereins bei.

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